Einsatz für den offenen Zugang zu digitalen Sequenzdaten
Genetische Informationen zur Artenvielfalt sind wertvoll und können auch wirtschaftlichen Wert entfalten. Wie können wir einen gerechten Vorteilsausgleich für die Nutzung digitaler Sequenzinformationen (DSI) sicherstellen und gleichzeitig den freien Zugang zu diesen unverzichtbaren Daten für die wissenschaftliche Forschung bewahren? Diese drängende Frage stand im Mittelpunkt der UN-Verhandlungen in Montreal, die vom 12. bis 16. August 2024 stattfanden.
GFBio e.V. war mit seinem FAR-DSI-Projekt Teil einer Delegation, die das zweite Treffen der Ad Hoc Open-ended Arbeitsgruppe der UN Biodiversitätskonvention (CBD) zur Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung von Digitalen Sequenzinformationen genetischer Ressourcen begleitete – im Folgenden als „Montrealer Treffen“ bezeichnet. Möglich wurde dies durch eine Kooperation mit der Abteilung Science Policy & Internationalization des Leibniz-Instituts DSMZ, unserem Partner im FAR-DSI-Projekt, und dem DSI Scientific Network, einer globalen Gemeinschaft von nicht-kommerziellen Forschenden, die sich für praxisorientierte und inklusive DSI-Richtlinien einsetzen.

Montrealer Treffen, August 2024. GFBio e.V., DSMZ und andere Mitglieder des DSI Scientific Network beobachten die Verhandlungen aus der vorletzten Reihe und leisten aktiv Beiträge durch Stellungnahmen.
Das Montrealer Treffen war für GFBio eine einmalige Gelegenheit, politische Entscheidungsträger durch technische und praktische Einblicke aus der Perspektive von biologischen Datenbanken zu unterstützen. Grundlage war ein Policy Briefing zur Governance biologischer Datenbanken, das in Zusammenarbeit mit dem DSI Scientific Network verfasst wurde. Das Dokument bietet Einblicke in die aktuelle Praxis der Wissenschaft, sowie Empfehlungen, wie eine Governance digitaler Sequenzinformationen zu einem Vorteilsausgleich beitragen kann und wurde von den politischen Entscheidungsträgern positiv aufgenommen.
Die UN-Arbeitsgruppe erreichte bei der Montrealer Treffen ihr Ziel, eine Empfehlung für die COP16 auszuarbeiten, die im Oktober 2024 in Cali, Kolumbien, stattfinden wird. Allerdings bleiben mehrere Themen ungelöst, was sich in den zahlreichen, noch in eckigen Klammern stehenden Elementen des Dokuments widerspiegelt. Dazu gehören die Bestimmung der Auslöser für monetäre Beiträge zum globalen Fonds des multilateralen Mechanismus zum Vorteilsausgleich, die Definition der Rollen sowohl kommerzieller als auch nicht-kommerzieller DSI-Nutzenden und die Sicherstellung, dass die Vorteile Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften zugutekommen – ohne den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken zu beeinträchtigen.
Mit der bevorstehenden COP16 werden die Ergebnisse dieser Verhandlungen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der globalen Zukunft der DSI-Datenverwaltung spielen und Auswirkungen auf den Biodiversitätsschutz und die weltweite wissenschaftliche Forschung haben.
Seien sie gespannt auf das nächste Kapitel für die DSI Policy in Cali, wo Entscheidungen fallen, die uns alle betreffen werden.